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Calliope mini kaufen

Ich bin der typische Anwender. Das geht so weit, dass mir sogar eine vernünftige Tastatur wichtiger ist als Speicher und Prozessor. Fürs Programmieren habe ich mich noch nie interessiert und Roboter schaue ich mir staunend, aber ziemlich verständnislos an. Im Großen und Ganzen habe ich bisher hervorragend mit meinem Unwissen gelebt. Doch dann kam der zweite Lockdown und damit die Langeweile meiner Jungs. Ein Projekt musste her, das sie beschäftigt, wenn es draußen regnet und zu kalt ist, um stundenlang vor die Tür zu gehen. Eins, das sie von von den Computerspielen weglockt, interessant ist und Raum für Kreativität lässt.

Ein Amigurumi häkeln? Eine Tasche nähen, Armbänder knüpfen oder Gips-Skulpturen formen? Mir schossen spontan etliche Ideen durch den Kopf. Aber bei genauerer Betrachtung fielen alle durch. Meine Kinder sind das, was ich nicht bin: Computer-Fans. Ich gab mich geschlagen und suchte im Internet nach Anregungen.

Programmieren lernen mit Scratch ist der Klassiker. Allerdings hat das mein Großer schon durch. Somit war dieses Projekt gestorben. Was gab es noch? Arduino? Java Script? Raspberry? Calliope mini? Völlig überfordert rief ich meinen Bruder an. Nach der Kurzberatung für kleine Schwestern war ich schlauer und recherchierte nun gezielter.

Was hat der Calliope alles dabei?

Vier Tage später traf er mit der Post ein: der Calliope mini. Damit mein Unwissen nicht sofort aufflog, hatte ich das Handbuch „Programmieren lernen mit dem Calliope mini“ gleich mitbestellt. Unauffällig las ich es abends im Bett, bevor ich meinen Kindern das neue Spielzeug tags darauf präsentierte. Begeisterung musste ich noch nicht mal heucheln, denn entgegen meiner Befürchtungen, können mit ihm sogar Programmierneulinge (wie ich) eine Menge anfangen. Der Mikrocontroller bringt fünf mal fünf LEDs mit, eine Farbwechsel-LED, Lautsprecher, Mikrofon, Lagesensor, Temperaturfühler, einen Kompass und noch einiges andere. Auch das Programmieren auf der Web-basierten Oberfläche von beispielsweise Calliope ist sehr einsteigerfreundlich. Das fertige Programm wird per USB-Kabel oder Bluetooth auf den Microkontroller gezogen.

Wie wird der Calliope programmiert?

Ohne Programm machte der frisch ausgepackte Calliope allerdings noch wenig her. Er leuchtete und blinkte, aber um das Interesse meiner Kinder länger als fünf Minuten zu fesseln, musste er deutlich mehr können. Also brauchten wir ein Programm. Unbemerkt von meinen Jungs nahm ich Buch und Mikrocontroller mit und verschwand in meinem Büro. So schwer sah das nun wirklich nicht aus! Entwickelt wurde der Calliope ursprünglich für Grundschulen. Wenn Achtjährige das können, kann ich das als Erwachsene schon lange. Frohen Mutes machte ich mich daran, ein Programm aus dem hinteren Teil des Buches nachzubauen. Da jedes eine Schritt-für-Schritt-Anleitung hat, konnte das nicht allzu kompliziert sein. Wer Häkelanleitungen versteht, kapiert auch Programmiercodes, dachte ich. Leider sah das, was ich auf meinem Bildschirm entdeckte, nicht hundertprozentig so aus wie im Buch. Ohne das genaue Wissen, was ich da tat, scheiterte ich direkt im ersten Drittel der Beschreibung. Ein Befehl war so falsch, wie er nur sein konnte – und ich hatte keine Ahnung warum. Frustriert blätterte ich ein paar Seiten nach vorne zu den Anfängerprogrammen. Ob ich ein anderes versuchen sollte?

Zeig mal, Mama!“

Mein Neunjähriger war neben mich getreten, zog sich einen Stuhl heran und schaute auf die Programmiercodes.

Das kenne ich von Scratch. Darf ich was versuchen?“

Bereitwillig rückte ich zur Seite und ließ ihn an die Tastatur. Zuerst schauten wir ein kurzes Video, das die Grundfunktionen des Calliope erklärte. Danach legte er direkt los. Probierte, verwarf, programmierte neu und nach rund 20 Minuten war er fertig. Anders als ich hatte er völlig frei konstruiert und sich nicht am Buch orientiert. Ein Probelauf am Bildschirm zeigte, dass es tadellos lief. Also verbanden wir den Calliope mit dem PC und übertrugen das erste selbst erstellte Programm. Wir schalteten die Batteriebox ein – und der Calliope spielte eine Melodie, schrieb mit den LEDs meinen Vornamen und endete mit einem kurzen Lied. Stolz präsentierten wir das ganze dem großen Bruder.

Lohnt es sich, den Calliope mini zu kaufen?

Nach ein paar Tagen lautet mein Fazit: Der Calliope ist seinen Preis absolut wert. Ich habe ihn für 37,80 Euro gekauft. Da es sehr viele detaillierte Anleitungen im Internet gibt, hätte ich mir allerdings das Handbuch sparen können. Mein Zwölfjähriger mit viel Scratch-Erfahrung lässt sich nur noch schwer für den kleinen Mikrocontroller begeistern. Der Neunjährige ist jedoch mit Spaß dabei. Derzeit läuft ein Programm, an das ich mich gewagt habe: Der Calliope zählt die Sprünge, die man mit ihm in der Hand macht. Deshalb hüpfen wir momentan abwechselnd. Der Neunjährige führt mit 213 Sprüngen. Als nächstes Projekt habe ich das Spiel „Schere-Stein-Papier“ herausgesucht. Ich denke, mit Hilfe meines Sohnes sollte ich das hinkriegen. Immerhin ist es ab acht Jahren.

 

Foto: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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