Die Haselnuss zählt zu den ersten Gehölzen, die Norddeutschland nach der Eiszeit…
Die erste Behausung des Menschen waren Höhlen. Archäologische Funde beweisen, dass sich das Leben unserer eiszeitlichen Vorfahren in seiner ganzen Komplexität dort abspielte – Nahrungsreste, Knochen getöteter tierischer Vorbewohner (Höhlenbären!), gelegentlich auch Statuetten von kultischer Bedeutung, Waffen und Werkzeuge finden sich neben Hinweisen auf Totenbestattung. Leben und Tod in einem Raum.
Die Höhle bot zu nächst Schutz vor der Witterung. Man sitzt im Trocknen. Wenn der Eingang sich auf der dem Wind abgewandten Seite befindet, auch windgeschützt. Wenn die Höhle groß genug ist, um das Entfachen von Feuern zu gestatten, hat man es auch relativ warm. Lag die Höhle dann auch noch in einem für die Jagd günstigen Gebiet, war sie ein begehrter und sicherlich auch umkämpfter Ort. Befand sie sich nicht direkt auf ebener Erde, war sie leichter zu verteidigen und bot Sicherheit vor Feinden. Die Höhle ist der Nachfahr des Schutzraums im Mutterleib und der Vorläufer späterer Burgen.
Heutige Höhlen
Auch jede Wohnung unserer Tage versucht mehr oder weniger deutlich, die Höhlensituation zu imitieren. Man umgibt sich mit den für Überleben und Wohlbefinden wichtigen Dingen, sorgt für Wärme und Nahrung, stattet das Innere in Ermangelung von Bärenfellen mit Polstergarnituren aus und sichert den Eingang.
Und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Herdfeuer des Bauernhauses ein Abbild des Lagerfeuers in der Höhle, um das sich die Familie abends versammelte. Das Herdfeuer hat in heutigen Zeiten von Gas-, Öl-, Pellet- und Fernwärmeheizung nur noch dekorative Funktion – das Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit stellt sich allerdings immer noch ein. Ethanolbetriebene Kamine mit Holzscheitimitaten aus Keramik und selbst virtuelle Feuerstellen auf Großbildschirmen spielen mit diesen uralten Erinnerungen. Der nüchterne Blick stellt allerdings rasch fest, dass unsere heutigen Behausungen eher für unsere Unbehaustheit stehen.
Letzte Zuflucht
Unsere heutigen Wohnhöhlen – handele es sich nun um ein Reihenhaus, eine Villa oder eine Wohnung im 18. Stock – hängen an einer Vielzahl von Versorgungsleitungen. Von Autarkie kann nur bei knochenharten Selbstversorgerhaushalten die Rede sein. Und wie steht es um die Sicherheit? Zwar garantiert das Grundgesetz die Unverletzlichkeit der Wohnung, doch gerade der Staat wird niemals davor zurückschrecken, Wohnräume unter verschiedensten Vorwänden zu betreten, zu durchsuchen und zu verwüsten. Und sofern er sich nicht physisch Zutritt verschafft, ermöglichen wir selbst durch unseren Internetanschluss jeden Zugriff von außen auf unserer Privatsphäre. Dennoch versuchen wir, unsere private Wohnhöhle so gut es geht abzuschotten. Nützt es nichts, machen wir es dann wie unsere Höhlen bewohnenden Urahnen – wird es zu unwirtlich, packen wir unsere Sachen und ziehen weiter auf der Suche nach einer besseren Höhle.
Foto: Lutz Meyer
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