Es sind die kleinen Momente, die nachhallen. Die mitten im Alltag passieren…

Angesichts all der Aufgeregtheiten unserer Tage ist Gelassenheit zu empfehlen. Gelassenheit schafft Raum für die wirklich wichtigen Dinge. Was aber ist Gelassenheit? Ist sie nur ein stumpfes Sich-die-Dinge-am-Arsch-vorbeigehen-lassen? Ist Gelassenheit gleichbedeutend mit Gleichgültigkeit, von der Karl Lagerfeld einst sagte, dass er sie wie Efeu an sich emporwachsen lasse, da nur gewöhnliche Leute sich ärgerten?
Gelassenheit und In-sich-ruhen
Die medial inszenierten Aufgeregtheiten haben eine klare Funktion: Sie sollen die Leute durcheinanderbringen, gegeneinander aufbringen und vom Wesentlichen abhalten. So lassen sie sich leichter gefügig machen, so lässt Widerstand sich bereits im Keim ersticken.
Gelassenheit hingegen lässt sich nicht verwirren. Ein gelassener Mensch ruht in sich selbst, richtet die Aufmerksamkeit auf sich selbst, seine Stellung im Universum. Ein gelassener Mensch ist gleichgültig gegenüber den immer neuen Säuen, die durchs Dorf getrieben werden.
Aber er ist nicht gleichgültig sich selbst gegenüber. Das Lagerfeld‘sche Efeu wehrt nur die Zudringlichkeiten des Alltags ab – den wichtigen Dingen im Leben dient es als Rankhilfe.
Gelassenheit ist nicht fahrlässige Ignoranz
Natürlich sind all die Untergangsszenarien, die uns von Tag zu Tag in immer neue innere Unruhe stürzen sollen, nicht gänzlich belanglos. Sie zeigen uns auf verstörende Weise, wie schnell unser Leben durcheinandergewirbelt kann. Das kann Ängste wecken.
Andererseits sind sie eben doch belanglos, weil sie niemals den inneren Kern unseres Daseins treffen können. Jedenfalls dann nicht, wenn ich mich nicht auf die Rolle eines beliebigen Objektes fremder Interessen reduzieren lassen, wenn ich kein austauschbares Rädchen im Getriebe bin. Als was ich mich sehe, was ich bin – das ist eine Frage der Selbsterkenntnis.
Selbsterkenntnis wird vor allem durch Gelassenheit gefördert. Ich blende aus, was nicht mich betrifft, ich halte Störendes von mir fern, gewähre ihm keinen Zutritt. Gelassenheit ist ein Zulassen dessen, was ich selbst bin. Nicht ein Zulassen dessen, was andere in mir sehen möchten.
Gelassenheit ist ein Abschalten, ein Ausschalten, ein Wegschalten. Gelassenheit ist ein Sich-öffnen des Geistes. Wenn der Geist wiederum wesentlich eine Empfangsstation ist, ist Gelassenheit als Geisteshaltung ein Zulassen des Empfangens. Aber nicht des Empfangens von etwas Beliebigem, sondern ein Zulassen des Empfangens des Wesentlichen, des Nährenden und des Kräftigenden.
Foto: Lutz Meyer