Plötzlich ist es da: Das Ereignis, mit dem niemand ernsthaft gerechnet hatte…
Frei sprechen bedeutet zweierlei: Nicht vom Blatt abzulesen. Und sich frei zu äußern. Letzteres wird in Deutschland zunehmend schwieriger.
Das freie Wort wird gefährlich
Die Politik fürchtet das freie Wort – vor allem dann, wenn es die Politik delegitimieren könnte. Delegitimieren heißt hier aber nichts anderes, als offen zu sagen: Der Kaiser ist nackt. Die Wahrheit zu sagen ist gefährlich – und anders als im Märchen inzwischen auch für Kinder.
Eine weisungsgebundene Behörde wie der Verfassungsschutz fungiert als oberster Sprachwächter, regierungstreue Medien machen mit. Sie sind erklärte Feinde der freien Rede, des freien Wortes. Noch wirkt es einfach nur lächerlich. Doch aus totalitären Systemen wissen wir, dass die Macht Wege findet, Menschen zu den absurdesten Bekenntnissen zu zwingen. Nach gezielter Ausübung von Gewalt ist 2 und 2 eben 5.
Noch ist es nicht zu spät
Wir können das freie Wort führen – und wir sollten es auch führen. Und zwar bewusst als Waffe. In der Öffentlichkeit. Beim Reden. Beim Schreiben. Denn das freie Wort ist eben nicht verboten. Das weiß auch die Politik, wenn sie dazu aufruft, Dinge zu melden (entsprechende Meldestellen gibt es bekanntlich schon), die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen – also nicht verboten sind. Unsere Botschaft ist eine ganz einfache: Unsere Sprache lässt sich nicht reglementieren. Wir selbst lassen uns nicht reglementieren. Wir führen aber gern vor, dass es von interessierter Seite versucht wird.
Offenes Reden
Wer solcherart frei sprechen kann, kommt in der Regel auch ohne Blatt aus, von dem er ablesen müsste. Der Text ist in uns als sicht- und hörbarer Ausdruck unseres Denkens und Fühlens. Er ist nicht nur abrufbar, er bahnt sich seinen Weg, bricht mit ungestümer Kraft aus uns hervor. Die Sprache ist eine Urkraft, die durchaus zerstörerisch sein kann. Das macht sie in den Augen von Machthabern ja gerade so gefährlich. Wer sie kanalisieren möchte, unterschätzt ihre sprengende Urkraft. Die Urkraft der Sprache zerstört aber nicht nur. Sie baut auf, sie bewegt, sie befreit, sie kann glücklich machen, Liebe wecken. Als das kann die Politik übrigens nicht.
Foto: Lutz Meyer