Dem Hahn wurden in alten Zeiten prophetische Kräfte zugeschrieben. Mit einem ironischen…
Heute war ich in der Feldmark unterwegs. Ich hörte wieder einmal das mir liebe Geräusch des in den Stromleitungen pfeifenden, singenden Windes. Ich lauschte seinem Lied aufmerksam. Was der Wind mir sang und pfiff?
Erste Strophe: Garstig Lied
Es war ein Lied über die digitale Transformation unseres Lebens: Es wird alles herrlich bequem für dich sein – dein Kühlschrank bestellt fehlende Lebensmittel für dich, eine Drohne liefert sie dir, du bist rund um die Uhr mit allen versorgt, was du brauchst, du musst eigentlich gar nicht mehr vor die Haustür gehen. Dein Geld wird ebenfalls digital sein, man regelt deinen Zugriff auf dein Geld je nach Wohlverhalten. Auch deine Gesundheit ist selbstverständlich voll digitalisiert – die elektronische Patientenakte wird es dir bald schon möglich machen. Auch verlockende Südseestrände, faszinierende Unterwasserwelten und erhabene Berggipfel kannst du dir jederzeit ohne die Mühsal des Reisens auf die VR-Brille zaubern. Natürlich sammelt man dabei nebenbei jede Menge Daten über dich, doch dies geschieht nur, um deine Wünsche noch besser kennen zu lernen. Ein garstig Lied. Doch die zweite Strophe des Liedes, das der Wind mir pfiff und sang, klang viel lieblicher in meinen Ohren.
Zweite Strophe: Lieblich Lied
Die digitale Transformation unseres Lebens hängt am seidenen Faden. Genauer: Sie hängt an sehr dünnen Drähten. Denn sie ist komplett abhängig vom Stromnetz. Und das wiederum ist abhängig von zuverlässigen Energiequellen. Eigentlich ganz schön, sang und pfiff mir der Wind, dass Deutschland sich von den zuverlässigen Stromquellen gerade komplett abschneidet, denn dann bleibt auch die Transformation unseres Lebens in eine totale Digitalbeglückung und Digitalüberwachung bröseliges Stückwerk.
Foto: Lutz Meyer