Auf Würde antwortet man mit Respekt. Während mein Respektometer beispielsweise beim derzeit…
Wanzen sind zweideutig – zum einen handelt es sich um Insekten. Teils sind sie als Schädlinge an Kulturpflanzen, teils als unliebsame Bettgenossen gefürchtet. Zum anderen werden auch Abhörgeräte als Wanzen bezeichnet – wahrscheinlich, weil sie ähnlich klein und unwillkommen sind wie ihre Namensgeber. Und wer sie hat, wird sie so schnell nicht wieder los.
Verwanzte Lebensräume früher
Die klassische Abhörwanze wurde stets ohne Wissen und Zustimmung der abgehörten Person installiert. In Lampen, hinter Bildern, in Telefonen. In den Lebensraum der Zielperson eingeschmuggelt wurde sie überwiegend von Mitarbeitern staatlicher Informationsdienste, öfter angewendet sicher auch im Rahmen der Industriespionage. Bei dieser Art von Wanze geht es um das akustische Ausforschen der Zielperson.
Ein Sonderfall der Wanze ist das verborgen am Auto angebrachte Trackinggerät, gern auch privat eingesetzt von Personen, die partnerschaftliche Untreue vermuten. Hier werden keine akustischen Daten aufgezeichnet, sondern Bewegungsprofile ermittelt. Auch dies geschieht in der Regel ohne Wissen und Zustimmung der Zielperson.
Diese Formen der verdeckten Ausforschung werden zunehmend ergänzt bzw. verdrängt durch Techniken der Ausspähung, zu der die Opfer ihre Zustimmung geben – ganz gleich, ob ihnen dies bewusst oder nicht.
Verwanzte Lebensräume heute
Alexa, Siri, jedes Smartphone, jede Software, jede Bankkarte und überhaupt jedes mit dem Internet verbundene Gerät oder Fahrzeug kann pausenlos Daten aufzeichnen, sammeln und versenden – und tut dies auch, wenngleich zumindest das Ausmaß oft bestritten wird. Man hinterlässt digitale Spuren – und diese Spuren können von anderen gelesen und gedeutet werden.
Die Daten landen zum einen bei Unternehmen, die aus Gründen der Marktforschung am Nutzerverhalten interessiert sind. Man sollte aber davon ausgehen, dass nach wie vor auch staatliche Informationsdienste sie sammeln, mithilfe künstlicher Intelligenz untersuchen und auswerten. Wer von der Harmlosigkeit solcher digitalen Anwendungen überzeugt ist, ist bestenfalls naiv.
Die privaten Nutzer solcher datensendenden Geräte geben mit der Annahme der Nutzungsbedingungen sogar ihr Einverständnis. Freilich sind sie sich dessen nicht immer bewusst bzw. verdrängen dieses Wissen gern, denn die digitalen Angebote mit ihrem Spionagezusatznutzen sind verlockend bequem.
Als nächstes Modul der Ausforschung kommt zum Jahreswechsel die elektronische Patientenakte – auch sie verspricht Komfort und Bequemlichkeit plus mehr Sicherheit für den Patienten. Profitieren von den gesammelten Daten wird über nicht allzu lange Umwege vor allem die Pharmaindustrie – und wiederum staatliche Behörden, etwa wenn die Kombination mit einem digitalen Impfpass es leicht macht, Verweigerer aufgenötigter Impfungen aufzuspüren.
Der digitale Raum ist kein Raum der Freiheit, sondern – im Gegenteil – ein lückenlos überwachter Raum. Lückenlos überwachte Räume aber finden sich vor allem in Gefängnissen. Dessen sollte man sich stets bewusst sein.
Foto: Lutz Meyer