Wer kennt es nicht? „Mama / Papa ich muss morgen [hier beliebig…
Wenn ich das Buch „Geborgen, mutig, frei. Wie Kinder zu innerer Stärke finden“ mit einem Stein vergleiche, dann fällt mir spontan ein Amethyst ein. Dieser ist eine weit verbreitete Quarzvarietät, die sich als Schmuckstein und Heilstein eignet. Auch den 2019 erschienene Ratgeber ist weder einzigartig noch besonders, dennoch überzeugt er durch seine solide und unaufgeregte Sicht der Dinge. Er fasst laut Verlag die „besten Artikel der vergangenen Jahre“ des Schweizer Elternmagazins „Fritz + Fränzi“ zusammen.
Die Autoren Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler, beides Psychologen, bleiben in ihren Ratschlägen sehr bodenständig. Sie verraten Details aus ihrer Kindheit und aus dem Umgang mit ihren eigenen Kindern. So berichtet Stefanie Rietzler beispielsweise im Kapitel „Etwas mehr Optimismus, bitte!“ von ihrem Großvater, der trotz bitter Erlebnisse im Krieg einen ungebrochenen Lebenswillen hatte, und sich seine Besonnenheit und Fähigkeit, sich über scheinbare Kleinigkeiten zu freuen, bewahrt hat. Da die die Kapitel relativ kurz sind (manche z. B. vier Seiten, andere zehn), gehen die einzelnen Themen nicht in die Tiefe. Sie bieten einen Einstieg ins jeweilige Thema, nennen Beispiele und geben häufig Ratschläge, wie Probleme zu lösen sind. Wer mehr wissen möchte, kann entweder auf der Homepage der Autoren „mit-kindern-lernen.ch“ nachlesen, auf der Homepage von „Fritz + Fränzi“ stöbern oder fachspezifische Bücher des Autorenteams kaufen.
Mir haben die gebotenen Inhalte der jeweiligen Kapitel genügt. Oft habe ich Anregungen zum Weiterdenken gefunden, das Buch zur Seite gelegt und über das Geschriebene nachgedacht. Beispielsweise im Kapitel „Mein Kind trödelt“. Neben Tipps, wie man als Eltern mit der Langsamkeit des Kindes umgehen kann, kommt der Ratschlag, sich doch mal öfter auf den Rhythmus des Kindes einzulassen und es zu genießen, „selbst langsamer zu werden und das Leben bewusster wahrzunehmen.“ Neben den sehr praktischen Anregungen fand ich auch das breite Themenspektrum ansprechend. Vor allem, da die ausgewählten Themen sicherlich die Alltagsprobleme der meisten Familien widerspiegeln. So werden beispielsweise die Themen Kinderängste, Mobbing, Freundschaften, Gruppendruck oder Perfektionismus behandelt.
Mein Fazit: Eine hübsche Lektüre für alle, die prinzipiell ihren persönlichen Erziehungsstil schon gefunden haben, aber für weitere Anregungen offen sind. Das Buch macht Mut, seinen Umgang mit den Kindern zu hinterfragen und authentisch zu seinen Entscheidungen (und durchaus mal Fehlern) zu stehen.
Verlag Herder, Auflage 1 (19. August 2019)
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten.
Foto: Nicole Hein
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare