Dem Hahn wurden in alten Zeiten prophetische Kräfte zugeschrieben. Mit einem ironischen…
Einen Frosch küssen – kommt es dann wirklich wie im Märchen zu wundersamen Verwandlungen? Diese Frage stellt sich bei uns seit Jahren jeden Sommer. Dann nämlich schaut sich ein Frosch aus einem nahegelegenen Froschtümpel in unseren Garten um und bleibt für ein paar Tage – so als würde er eine Inspektionsreise in sein Revierumfeld unternehmen. Bei uns gibt es zwar keinen Teich, wohl aber allerlei mit Wasser gefüllte Pflanzbottiche und als Vogeltränken dienende Keramikschalen. Doch was hat es mit dem Froschküssen überhaupt auf sich?
Der (un)geküsste Frosch
Als Bewohner zweier Welten sind Frösche vielen Menschen eher unheimlich. Sie gehören weder so ganz dem Land noch so richtig dem Wasser an, das verleiht ihnen eine gewisse Zweideutigkeit. Nackt, feucht-glitschig und von ungehemmter Zeugungslust sind sie außerdem von recht eindeutiger sexueller Symbolkraft.
Einen Frosch zu küssen wie im Märchen vom Froschkönig hat etwas tendenziell Anstößiges, das nicht jedem behagt – kein Wunder, dass die Königstochter in einer Version des Grimm‘schen Märchens den Frosch nicht küsst, sondern ihn voller Abscheu an die Wand wirft. Dass der Frosch ihr die brutale Abfuhr nicht etwa übelnimmt, sondern sich trotzdem in einen Prinzen verwandelt, ist geradezu märchenhaft schön.
Der vergiftete und der berauschende Kuss
Küsst man einen heimischen Frosch, wird nicht viel passieren. Weder wird er sich in einen Prinzen verwandeln noch wird man selbst einen Schaden davontragen. Anders sieht es mit exotischen Spielarten wie dem in Südamerika heimischen Pfeilgiftfrosch aus. Auf seiner Haut produziert er ein starkes Nervengift, das zu einer fast schlagartigen Muskel- und Atemlähmung und damit zum Tode führt. Hier wäre selbst ein flüchtiger Kuss tödlich.
Die in den USA heimische Coloradokröte wiederum produziert auf ihrer Rückenhaut ein halluzinogenes Sekret. Neben dem erwünschten Rauschzustand kann dieses Sekret jedoch auch zu Nebenwirkungen führen wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Übelkeit. Hier wäre im Übrigen nicht so sehr der Kuss zielführend als vielmehr ein langsames, genüssliches Abschlecken. Genau das tun vielen Krötenjunkies übrigens auch.
Foto: Lutz Meyer