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Felsen am Meer

„Ach Mama, ich habe heute gar keine Lust auf Schule.“

Dabei hat die Schule doch erst angefangen. Seit in NRW wieder die Grundschulen im Normalbetrieb laufen, sind drei Tage vergangen. Drei Tage, um sich danach wieder in die schulfreie Zeit der vergangen Monate zurückzuwünschen. Dabei lernt mein Kind gerne und schnell, hat viele Freunde in der Klasse und mag seine Klassenlehrerin.

Was läuft da nur schief?

Meiner Meinung nach muss man nur auf die Corona-Zeit schauen. Sie war unerbittlich und hat gnadenlos die Defizite in den Schulen ans Tageslicht gezerrt: Vor allem die zu großen Klassen, zu wenig Lehrkräfte, zu viele Lehrkräfte, die keine Lust (mehr) haben, sich zu engagieren, bauliche Mängel in den Schulen und natürlich die fehlende Digitalisierung. Anstatt jetzt die Gelegenheit beim sprichwörtlichen Schopf zu packen und Veränderungen anzustoßen, kehren die Schulen offenbar gerne und fix wieder zur alten Normalität zurück. Mir scheint der Wille, was zu ändern, wie ein riesiger Fels zu sein, der sich nicht von der Stelle bewegt.

Schade!

In unserem Mikrokosmos Familie hatte das so genannte Homeschooling durchaus viele gute Seiten. Mein Drittklässler hat sich in der Zeit von Mitte März bis Mitte Juni in Deutsch locker auf das Niveau der 5. Klasse Gymnasium katapultiert. Außerdem haben das kleine und das große Kind es genossen, in ihrem Tempo arbeiten zu können – und noch dazu ganz viel freie Zeit für eigene Interessen zu haben. Sie fänden für die Zukunft ein Mix aus Präsensschule und Homeschooling „mega nice“. Auch ich würde da sofort mitmachen. Neulich fiel meinem Kind und mir beispielsweise auf, dass wir alle das erste Mal seitdem meine Kinder Kindergarten und Schule besuchen, drei Monate am Stück erkältungsfrei waren. Nicht nur dass: Ich hatte keine Schreckmomente, weil gerade die Magen-Darm-Grippe in der Klasse (oder Kita-Gruppe) grassiert und die Haare meiner Kinder musste ich auch nicht nach Läusen absuchen.

 

Wobei das eigentlich nur eine gefühlte Wahrheit sein kann.

Bei dem Tempo, in dem die Schulen in ihren alten Trott fallen, können sie gar keine Virenschleudern sein. Sind wir Eltern seit Jahren Fake-News aufgesessen? Aber vielleicht ist bei Sars-CoV-2 einfach alles anders. Denn bekanntlich gehören Schulkinder nur selten zum Beuteschema des Virus.

Wir werden sehen, was der Sommer bringt. Mein Grundschüler hat noch sechs Schultage, der Sohn an der weiterführenden Schule zwei. Danach beginnen für die Kinder die Ferien. Vielleicht nutzen Lehrkräfte und Politiker die Zeit doch noch, um mögliche Veränderungen wenigstens anzudenken. Wie heißt es so passend? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Fotos: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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