Dem Hahn wurden in alten Zeiten prophetische Kräfte zugeschrieben. Mit einem ironischen…
Meer und Strand scheinen in Westjütland von unendlicher Weite zu sein. Doch der Schein trügt. Aber stört das wirklich?
Das zuweilen umwerfende Element
Wir lieben die Strände Westjütlands, die auch zur besten Badezeit niemals überlaufen sind. Wer will, findet dort immer seine paar Hundert Meter Strandeinsamkeit. Der Gang ins Meer ist verlockend – die Wassertemperatur liegt jetzt, Anfang September, bei angenehmen 18 oder 19 Grad. Ein paar Wellen sind eigentlich auch immer da. Ungefähr jede zehnte Welle – selbst bei ablandigem Wind von fern her anrollend, sich jäh an der ersten Sandbank auftürmend – hat genügend Kraft, einen von den Beinen zu holen. Bei der Gelegenheit nimmt man dann ein paar Schluck Nordseewasser zu sich mit dem typischen Salzaroma neptunischer Fruchtbarkeit. Gut, wahrscheinlich ist heutzutage immer auch eine Prise Mikroplastik dabei, aber für den Moment genießen wir einfach die derb-liebevolle Umarmung durch das Element und den Wellenschlag auf der Haut.
Der Blick ins Weite
Nicht alles, was man sehen könnte, ist auch sichtbar. Weit am Horizont lassen sich bei klarer Sicht Dutzende von Windrädern in ihrer abstoßenden Hässlichkeit ausmachen. Davor ab und an Fischkutter beim Echolot-gesteuerten Fang. Noch weiter draußen und von Land aus komplett unsichtbar stehen irgendwelche Förderplattformen. Und zwischen alledem der Schiffsverkehr, der den Weg durch Skagerrak und Kattegat nimmt. Ja, die die Nordsee ist auch Industriezone. Dennoch hat sie viel von ihrer elementaren Ursprünglichkeit und Wildheit bewahrt. Und wenn der Blick verträumt ins Weite geht, tauchen urtümliche Gestalten aus der Tiefe auf, die von elementarer Gewalt künden, die all dem Hässlichen, das da ins Meer gestellt wurde, irgendwann ein Ende bereiten werden. Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand. Ein tröstlicher Gedanke.
Foto: Lutz Meyer