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Starkes Denken trainieren

Den Körper zu trainieren: Eine Selbstverständlichkeit. Ein trainierter, starker Körper gilt als gesund, schön, sexy. Aber trainiertes, starkes Denken? Klingt staubtrocken, ein Nutzen scheint kaum erkennbar. Überflüssig also?

Starkes Denken zu trainieren ist nicht weniger anstrengend als ein körperbezogenes Training. Und ein trainiertes starkes Denken macht nicht weniger gesund, schön und sexy. Man trainiert dieses Denken nicht an Geräten, nicht in Studios, sondern im Freien, allein oder gemeinsam mit anderen.

Starkes Denken schützt

Doch was nützt ein trainiertes, starkes Denken? Ein trainierter Körper stärkt das Immunsystem und schützt vor Infektionen. Ein trainiertes Denken schützt ebenfalls – es stärkt Geist und Seele und hilft, Infektionen mentaler Art abzuwehren, wie sie durch Ideologien, übersteigerten Konsum, Technologien übertragen werden und die zu einer Schwächung von Freiheit, Selbstbestimmung und Persönlichkeit führen.

Starkes Denken steigert die Abwehrfähigkeit, den Lebensgenuss, die Fähigkeit zur Einsicht, zu grenzübergreifender Erkenntnis. Es verbindet Rationalität und Emotionen und orientiert sich zwangslos und fern von abgehobenen akademischen Ansprüchen an den Künsten, den Wissenschaften und der Philosophie einer reichen europäischen Tradition. Nötig ist eine Renaissance starken Denkens.  Starkes Denken kann auf vielfältige Weise trainiert werden.

Denken in der Bewegung

Schritt für Schritt, Anstieg für Anstieg und Meter für Meter dehnen wir im Gehen unser Denken aus. Körper, Geist und Seele sind in der raumgreifenden Bewegung vereint. Große Denker der Vergangenheit waren oft auch große Wanderer. Der Körper atmet, Geist und Seele ebenso. Solche Spaziergänge überwinden jeden Stillstand.

Auf einem solchen Spaziergang sehen wir einiges. Zum Beispiel eine Pflanze. Aber sehen wir sie wirklich? Sagt nicht jede Pflanze viel mehr aus als das, was sie auf den ersten Blick von sich preisgibt? Starkes Denken nähert sich einer neuen Sichtweise auf die Wirklichkeit an. Wahrgenommen werden verschiedene Ebenen der Wirklichkeit der Pflanze. Unser Sehen und unser Denken werden schärfer.

Freies Denken

Bei allem, was wir tun, klassifizieren wir ständig, trennen nach „Richtig“ und „Falsch“, „Schön“ und „Hässlich“, „Gut“ und „Böse“, „Nützlich“ und „Unnütz“. Wir schaffen uns unsere Blasen, Communities, Echokammern, in denen wir uns wohlfühlen – vereint gegen den Rest der Welt. Doch dabei entgeht uns Vieles, vielleicht sogar Entscheidendes: Die Welt in ihrer Komplexität, Schönheit, Lebendigkeit.  All das gilt es neu zu entdecken: Mit allen Sinnen und Synapsen, mit Kopf, Bauch und Herz.

Wir sind umgeben von Menschen und Institutionen, die uns Vorschriften machen wollen: Vorschriften, die unsere Freiheit beschneiden, unsere Entscheidungsspielräume begrenzen – immer unter fadenscheinigen Vorwänden. Dem setzen wir entgegen: „Ich entscheide. Denken ist erlaubt. Weil ich frei bin.“ Natürlich stößt unser Wille zur Freiheit immer wieder auf den Freiheitswillen anderer, die ebenfalls frei sein möchten. Wie lassen sich Konflikte vermeiden?

Ein Streifzug durch die Gedankenwelten des Geistes von der Antike bis in die Gegenwart, mit Blick insbesondere auf die Verbindung von Rationalität und Gefühlen, kann die Renaissance starken Denkens fördern.

Leib und Seele für ein starkes Denken

Essbares am Wegesrand, auf Wiesen und in Wäldern entdecken: Vieles von dem, was wild wächst, lässt sich mit Genuss verzehren und schützt unsere Gesundheit. Pfefferminze, Quendel, Gundelrebe, Löwenzahn sind nur wenige Beispiele.

Und das alles können und sollten wir weitergeben. Noch wie wurden so viele materielle Werte von Generation zu Generation vererbt wie heute. Doch viel wichtiger wäre eine Weitergabe jener geistigen Werte, die ein starkes Denken ausmachen.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.