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Knoten in Seil

Manchmal ist das Leben filmreif. Die Kunst ist dann, es mit Humor zu nehmen. Mir passierte Samstag im Baumarkt eine Szene, die so skurril war, das sie direkt aus dem Drehbuch zur britischen Comedyserie „Mr Bean“ hätte stammen können.

Ich hatte gerade an der Kasse bezahlt und stoppte nun am Tisch im Eingangsbereich, an dem man seine Einkäufe in Packpapier einschlagen kann. Unterm Arm klemmte eine giftgrüne Druckluftpumpe für Fahrräder, in den Händen hielt ich zwei Töpfe Lavendel und am Handgelenk baumelte ein roter Beutel mit diversen Kleinteilen wie Gartenhandschuhen, einem Pömpel und Magnet-Haken. Ich stellte die Luftpumpe auf den Tisch. Danach riss ich Packpapier von der Rolle ab, ein Stück Band von der Schnurrolle und wickelte einen tropfenden Blumentopf ein.

In dem Momenten sah ich aus den Augenwinkeln wie hinter mir jemand herumschlich. Ich blickte unauffällig über die Schulter: mittleres Alter, graues Haar, Allerweltsgesicht. Ich fühlte mich beobachtet und rollte genervt mit den Augen, während ich zum zweiten Lavendel griff. Der Mann kam näher und stellte sich mit Abstand zu mir ebenfalls an den Tisch. Er schien die Dinge neugierig zu mustern: zwei Packpapierrollen, ein Klebebandhalter, die Schnurrolle. Offenbar hatte die große Rolle sein Interesse geweckt. Er streckte die Hand aus und wollte sie hochheben – allerdings löste sich nur das Oberteil. Schnell griff er mit beiden Händen zu und wollte die Rollenhalterung wieder zusammenstecken. Es gelang nicht auf Anhieb. Ich spürte, wie der Mann nervös wurde. Inzwischen hatte ich den Lavendeltopf eingeschlagen und brauchte jetzt etwas, um das Packpapier zu fixieren. Der Mann fummelte, hektisch geworden, an dem Schnurrollenhalter. Er schaffte es, ihn wieder zusammenzusetzen. Nun folgte der Test auf Funktionalität: Der Mann versuchte, ein wenig Band abzurollen und abzuschneiden. Die Halterung klemmte, das Band saß fest. Etwas Unverständliches murmelnd nahm er das Oberteil noch einmal ab und studierte den Verschlussmechanismus.

Mir schien die ganze Angelegenheit kein gutes und vor allem zügiges Ende zu nehmen. Kurzerhand zog ich den Klebebandhalter zu mir heran – bevor der Unglücksrabe den auch noch kaputtfummeln konnte. Dann rückte ich die Tragetasche auf dem Handgelenk zurecht und verschloss das Packpapier zügig mit mehreren Klebestreifen. Neben mir kämpfte der Mann leise schimpfend weiter mit dem Mechanismus des Schnurrollenhalters. Als ich fertig war, griff ich meine Einkäufe und floh zu meinem Fahrrad. Was war das eben gewesen? Meine Gefühle schwankten zwischen Mitleid und Ärger. Obwohl der Mann grauhaarig gewesen war und optisch keinerlei Ähnlichkeit mit Mr. Bean gehabt hatte, fühlte ich mich plötzlich an die Comedyserie erinnert. Ich begann zu lachen, verstaute Beutel, Luftpumpe und Lavendel im Fahrradkorb, schwang mich aufs Rad und fuhr – noch immer breit grinsend– nach Hause.

Foto: Lutz Meyer

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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