Kreativ sind nicht nur wir Berufskreative, also Texter, Designer, Künstler. Kreativ sein…

Als die schöne Aphrodite gemeinsam mit ihrem Liebhaber Ares dem gehörnten Gatten Hephaistos ins Netz ging, erfolgte diese Bloßstellung in Anwesenheit aller Götter. Die brachen daraufhin in das sprichwörtlich gewordene homerische Gelächter aus. In der gleichnamigen Darstellung von Lovis Corinth ist wohl eher eine Vorstufe des Gelächters eingefangen, ein noch verhaltenes, aber schon deutlich vernehmbares Kichern.
Das nachfolgende Gelächter bricht sich lawinenartig Bahn, reißt alles mit sich, ist hemmungs- und haltlos. Es geht immer auf Kosten derjenigen, die – wie Aphrodite und Ares – in einer peinlichen Situation erwischt werden.
Homerisches Gelächter heute
In humorlosen Zeiten wird Gelächter nicht gern gehört. Vor allem dann nicht, wenn es Politiker in Machtpositionen betrifft. Sie fühlen sich durch öffentliches Gelächter bloßgestellt, wenn sie wieder einmal etwas besonders Dummes gesagt oder getan haben. Gelächter kann in der Tat tödlich sein. Darum fürchten Machthaber nichts so sehr wie das Gelächter. Sie möchten es unterdrücken, verbieten.
Der Lachimpuls aber lässt sich nicht unterdrücken. Er bricht mit Urgewalt aus dem Menschen hervor. Lachen ist kein Willensakt – man beschließt nicht, zu lachen. Wenn man es doch tut, wirkt das Lachen gekünstelt, unecht.
Dem Lachanfall geht immer etwas Lächerliches voraus. Das Lächerliche wiederum sieht sich selbst durchaus nicht als lächerlich, sondern nimmt sich meist ernst, sehr ernst sogar – es sieht sich durch das Lachen verletzt.
Lachverbote sind einfach lächerlich
Lächerliche Menschen können durchaus gefährlich sein. Wenn sie in einer Machtposition sind, verfügen sie über die Mittel, den Lachenden zu verfolgen und zu bestrafen. Was ihnen aber nicht bewusst ist: Dadurch werden sie nur noch lächerlicher.
Unterdrücken lässt das Lachen sich nicht. Vielleicht findet es zum Selbstschutz dann erst einmal hinter vorgehaltener Hand statt. Man lacht dann ein Weilchen nicht mehr öffentlich, sondern hinter verschlossenen Türen, in Kreisen humoristisch ähnlich empfänglicher Menschen. Und vielleicht etwas weniger laut.
Das Lächerliche aber wird in seiner unfreiwilligen Komik immer erkannt, ein Nerv leitet den Lachimpuls weiter, ein Zucken im Zwerchfell leitet das Gelächter ein. Das Gelächter erreicht im Nu Orkanstärke. Ein Orkan fegt bekanntlich alles weg, was sich ihm in den Weg stellt.
Befreiendes Gelächter
Man kennt das: Nach einem Lachanfall (auch wenn er einmal nicht durch Politiker ausgelöst sein sollte) hat etwas Befreiendes. Man sieht die Welt danach mit anderen Augen, weniger ernsthaft. Gerade die Dinge und Menschen, die besonders ernst genommen werden wollen, finden sich nun ihrer Ernsthaftigkeit entkleidet vor. Lachen entblößt, Lachen hat etwas Wildes, Zerreißendes. Der anarchischen Wildheit des Lachens kann nichts und niemand widerstehen.