Auf Würde antwortet man mit Respekt. Während mein Respektometer beispielsweise beim derzeit…
Ein Steingarten klingt super. Wenig Pflege, farbenfroh – schon das alleine weckt ein Gefühl des „Haben-Wollens“. Im normalen Garten muss man schließlich ständig Unkraut jäten und für die bunte Vielfalt Blumen säen oder pflanzen. Irgendwie fehlt mir aber anscheinend der passende steinerne Daumen für den perfekten Steingarten. Unser sah schon nach viel zu kurzer Zeit leicht verkommen aus. Die Vormieter hatten ihn noch angelegt, bevor sie aus- und wir eingezogen sind. So wie es sich gehört, im Halbschatten und mit einer Drainageschicht für einen guten Wasserabzug. Ob sie auch wie es empfohlen wird, die Wurzeln des mehrjährigen Unkrauts ausgegraben haben, weiß ich nicht. Jedenfalls sind es genau diese Pflanzen, die nun hartnäckig die Mischung aus dekorativen Steinen und der typischen Bepflanzung durchbrechen. Schieben sich doch hartnäckig zwischen Storchschnabel und Fetthenne immer wieder Löwenzahn und Distel hervor.
Wie wäscht man Kiesel?
Auch mit den dekorativen Steinen stehe ich mittlerweile auf Kriegsfuß. Angelegt wurde unser Steingarten mit weichem Kalkstein. Hübsche runde Kiesel, die in unterschiedlichen Größen und in strahlendem Weiß dekorativ nebeneinander liegen. Einige Jahre später überzieht nun jeden einzelnen eine grüne Patina aus Algen. Ein Nachbar kam schon mit dem wohl gemeinten Ratschlag an, Moosentferner darüber zu kippen. So richtig anfreunden kann ich mich mit der Idee nicht, auch wenn es im Handel welche gibt, die sich mit dem Titel „Bio“ schmücken. Eine umweltfreundliche Methode wäre, dem grünen Belag mit einer Bürste und Wasser zu Leibe zu rücken. Aber jeden Kiesel einzeln? Ich habe dazu weder Lust, noch Zeit. Da nehme ich lieber einen Spaten in die Hand und grabe einen Kartoffelacker um, anstatt auf dem Boden kniend Steinchen zu baden. Vermutlich werden wir uns mit den grünen Steinen also einfach abfinden müssen. Immerhin zeichnet sich ein Steingarten angeblich durch eine attraktive Mischung aus verschieden farbigen Steinen aus. Nur dass unser eben nicht aus einem Mix aus weißem Kalkstein, ockergelben Sandstein und dunklem Granit besteht, sondern aus einer Mischung von verschiedenen Weiß-, Grau- und Grüntönen.
Oder doch lieber ein Gemüsebeet?
Immerhin sieht das Steinbeet unserer Nachbarn, das einige Zeit nach unserem angelegt wurde, inzwischen ähnlich grünlich aus. Noch dazu haben sie so winzige Steine gewählt, dass das Beet die Kleinkinder ringsum magisch anzieht. Was man als Kind nicht alles mit Steinchen spielen kann! Allerdings machten sich die zahlreichen weißen Kiesel auf der Einfahrt zur Garage weniger gut. Deswegen steht der Nachbar Wache am Küchenfenster, um die jungen Steinjäger auf frischer Tat zu erwischen. Pflegeleicht ist dieser Steingarten also ebenfalls nicht. Überhaupt kann ich mich am besten mit einem Gemüsegarten anfreunden. Da bekommt man zur Erntezeit wenigstens was für seine Mühe. Insofern sollte ich unser Steinbeet tatsächlich noch mal überdenken. Statt in ein neues zu investieren, sollte ich vielleicht lieber mehrere Reihen Erbsen und Möhren pflanzen. Ich fürchte bloß, dass das bei den Nachbarskindern noch besser ankommen würde als Nachbars Steinchen.
Foto: Nicole Hein
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