Die Frage, ob es die Götter wirklich gibt oder ober sie nur…
Das Wasser ist bräunlich und fühlt sich weich an, fast samtig. Kurz nimmt mir die Kühle den Atem, als ich mich todesmutig in die Fluten stürze. Schnell schwimme ich ein paar kräftige Züge. Mein Körper gewöhnt sich an die Temperatur. Ich schaue mich um: Obwohl es es ein warmer Nachmittag ist, sind die Ufer leer. Nur in der Ferne planscht eine Frau mit ihrem Hund im seichten Wasser. Wir sind also die einzigen Badegäste – und als die beiden später gehen, habe ich eine Weile den See für mich alleine. Für Deutschland ist das eine Seltenheiten, umso mehr genieße ich die Stille, die über dem Wasser liegt. Statt dem Rufen von Badegästen, höre ich das Zwitschern von Vögeln und anstatt des typischen Sonnenmilch-Geruchs, liegt ein Hauch von Moor und Tannennadeln in der Luft. Ich atme tief ein und drehe mich auf den Rücken. Über mir ziehen ein paar bauschige Wolken über den blauen Himmel. Fast wie im Bilderbuch, beschließe ich. Wenn nicht am Ufer abgestorbene Fichten stehen würden, die mittlerweile kennzeichnend für den Harz sind. Ihr nacktes Grau stört eindeutig mein Bild der unberührten und idyllischen Naturlandschaft.
Oberharzer Teiche
Der See gehört zu den Oberharzer Teichen, die rund 70 kleinere und größere Stauteiche im Harz umfassen. Die meisten gruppieren sich um die Bergbaustadt Clausthal-Zellerfeld und wurden zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert künstlich angelegt. Ursprünglich wurden sie als Stausee zur Speicherung von Wasser für den Antrieb von Wasserrädern zur Energieversorgung der Oberharzer Erzbergwerke errichtet. Heute sind die Teiche ein wesentlicher Bestandteil des Kulturdenkmales Oberharzer Wasserwirtschaft und gehören zu den UNESCO-Welterbestätten. Einige Teiche dienen dem Hochwasserschutz, andere der Trinkwassergewinnung. In einigen ist das Baden erlaubt, andere sind offiziell als Badestelle ausgewiesen mit einer Wasseraufsicht oder sogar einem angrenzenden Waldbad und in einigen wenigen ist es es verboten.
Reines Wasser
Mittlerweile fange ich an zu frösteln und beschließe, zum Abschluss noch ein paar Bahnen wie im Freibad zu ziehen. Beim Untertauchen bemerke ich, wie sauber sich das Wasser auf den Lippen anfühlt. Wo andere Badeseen oft einen Hauch von Fisch und abgestandener Pfütze im Wasser tragen, ist der Oberharzer Teich beinahe geruchslos. Und noch etwas fällt mir auf: Das Wasser hat eine gleichmäßige Temperatur, weil es anscheinend keine Unterströmung gibt. Entspannt gleite ich durch das stille Nass und genieße jeden Schwimmzug. Als später noch die Sonne langsam unter geht und sogar die Wolken ein Bad nehmen, ist mein Tag am See perfekt. Die Oberharzer Teiche sind definitiv einen Besuch wert. Schade, dass ich sie erst am Ende dieses Sommers entdeckt habe.
Foto Nicole Hein