Uralten indischen Traditionen folgend, lassen sich im Menschen unterschiedliche Chakren bzw. Energiezentren…
Präzision ist eine der Grundanforderung, die gern ans Sprechen und Schreiben gestellt wird: Klar, deutlich und unmissverständlich soll die Botschaft ankommen, am besten im Stil einer technischen Anleitung. Glasklare Sprache also. Doch Sprache ist mehr als die Übermittlung von Botschaften. Sie ist Spiegel der Seele und Experimentierfeld des Geistes und damit unendlich komplex.
Schillern und Glänzen
Glasklare Sprache ist formelhafte Sprache. Jede Ungenauigkeit ist ihr zuwider. Nun ist es aber so, dass Sprache im Unterschied zu mathematischen Formeln sich unterschiedlichster Stilebenen bedienen kann: Plötzlich glitzert und funkelt Sprache wie die Sonne, deren Licht sich tausendfach auf einer vom Wind leicht gekräuselten Wasseroberfläche bricht.
Hinzu kommen Eigenarten, die der Herkunft oder Bildung des Sprechenden geschuldet sind. Auch Humor und Gefühlsregungen sorgen dafür, dass die Oberfläche der Sprache zu schillern und zu changieren beginnt. Die Klarheit verweht. Und dabei haben wir noch gar nicht von der Vielfalt der Bedeutungen gesprochen, die ein einziges Wort haben kann.
Überlagerungen
Wer von Liebe spricht, kann die Liebe zu einem anderen Menschen ebenso meinen wie zu seinen Katzen oder eine intensive Vorliebe, die er pflegt: Ich liebe Musik, ich liebe das Meer, ich liebe italienische Küche. Liebe kann aber auch mystische Liebe meinen – die Liebe zu einem höheren Wesen, die Liebe zum Leben in all seinen Erscheinungsformen.
Die verschiedenen Ebenen können in einem Augenblick sorgsam getrennt voneinander sein, im nächsten überlagern sie sich, um sodann zu verschmelzen. Sprache ist nicht immer klar, sie verschleiert auch. Und in diesem Verschleiern liegt ihr besonderer Zauber.
Andeutungen, die Räume öffnen
Die Sprache der Liebenden wie auch der Dichter ist niemals glasklar. Hier reichen Andeutungen, wenige Worte mit weitreichender, aber nicht expliziter Bedeutung.
Glasklare Sprache hingegen ist immer auch eine harte Sprache. Ihr Revier ist der Raum, in dem es um die interpretationsfreie und schnelle Umsetzung von Worten in Handlung geht – etwa in Unternehmen, beim Militär, in wissenschaftlichen Institutionen und auch im Alltag. Glasklare Sprache hat also ihre Berechtigung, aber sie passt nicht immer.
Foto: Lutz Meyer