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Mit der Aussage, dass Zahlen reines Blendwerk seien, habe ich kürzlich in einem Unternehmernetzwerk für Unverständnis und Unmut gesorgt. Dabei wissen doch gerade Unternehmer nur allzu gut, dass man mit Zahlen alles und das Gegenteil belegen kann.

Zahlen stimmen immer nur unter bestimmten Voraussetzungen

Zahlen sind nicht neutral – vermeintlich nackte Zahlen bewegen sich stets in einem Grundgerüst von Denkvoraussetzungen. Auch in der Natur selbst kommen Zahlen nicht vor, wohl aber lassen sich Größenverhältnisse in Zahlen ausdrücken. Damit ist dann womöglich ein Aspekt erfasst, niemals aber die Sache selbst. Und – um auf Unternehmen zurückzukommen – Zahlen sind auch hier tatsächlich nie die ganze Wahrheit. Ein Unternehmen mag tiefschwarze Zahlen schreiben, kann aber unter einem ausgeprägt schlechten Betriebsklima leiden. Darüber würden dann andere Zahlen Auskunft geben – die über Krankschreibungen und Personalfluktuation. Doch auch die sind nur begrenzt aussagefähig darüber, was das Unternehmen selbst ist. Insofern: Ja, ich bleibe dabei – Zahlen sind reines Blendwerk, weil sie der Komplexität niemals gerecht werden können.

Die Wahrheit der Sprache

Wie ist es denn mit sprachlichen Aussagen? Sind die etwa weniger Blendwerk? Keineswegs – auch mit Sprache lässt sich die Realität eines Unternehmens nur begrenzt abbilden. Sprache ist – wie auch das Zahlenwerk – hochgradig manipulativ und kann bestimmte Aspekte der Wirklichkeit ausblenden, andere übermäßig betonen. Davon leben schließlich ganze Branche wie PR-, Marketing- und Werbeagenturen. Von den Medien und der Politik mal ganz zu schweigen.

Die Frage, die sich stellt, ist die: Ist Sprache notwendig im Ganzen oder teilweise manipulativ? Oder gibt es auch Formen des Sprechens, die frei von jeder Verstellung sind? Darüber demnächst an dieser Stelle mehr.

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.