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Licht der Erkenntnis

Polar- oder Nordlicht: Faszinierend, berührend, magisch, romantisch. Was sagt die Wissenschaft? Zum Beispiel das: „Polarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen des Sonnenwinds auf die Erdatmosphäre treffen. Das Erdmagnetfeld lenkt diese Teilchen zu den Polen ab, wo sie mit Gasmolekülen kollidieren und diese zum Leuchten anregen, was die farbenprächtigen Lichter erzeugt. Die Farben hängen von der Art der Gase und der Höhe ab, in der die Kollision stattfindet.“ So weit, so unromantisch. Das Licht der Erkenntnis lässt nichts erstrahlen, es lässt alles zu Asche zerfallen.

Götter, Geister, Dämonen

Die Zeiten, in denen Kometen, Blitze, Sonnen- oder Mondfinsternisse oder auch Polarlichter als Zeichen göttlichen Wirkens, als Ausdruck der Anwesenheit von Geistern und Dämonen gedeutet wurden, liegen noch nicht so lange zurück. Dann aber kam das Licht der Erkenntnis in Gestalt der neuzeitlichen Wissenschaften über uns und rationalisierte alles Magische weg. Zurück blieb eine graue, leere, kalte, entmythologisierte Welt.

Im Zwielicht der Erkenntnis

Was hat es uns gebracht, das Licht der Erkenntnis? Eine Welt der Zahlen, Formeln, nüchternen Fakten, eine Welt von Ursache und Wirkung. In dieser Welt lässt sich alles erklären und berechnen, vieles vorhersagen.

Doch es fehlt das Anschauliche, das Unmittelbare und Wärmende, das Gefühl von Geborgenheit. Denn eine Welt ohne Magie ist eine Welt ohne Bilder: Staubtrockenes Gerüst im kalten Licht der Erkenntnis

Wissenschaftler wie der Physiker Hans-Peter Dürr aber heben das Licht der Erkenntnis auf eine neue Stufe. Sie zweifeln die Richtigkeit der Berechnungen und Formeln nicht an, sehen aber hinter ihnen etwas Göttliches walten: Die Welt in ihrer Komplexität ist Ausdruck eines göttlichen Willens und Wirkens. Sie ist weder Zufall noch Menschenwerk noch bloßes Konstrukt, sondern göttlich.

Lassen wir uns wieder berühren

Das Wissenschaftliche kann man würdigen. Man kann es auch ignorieren. Entscheidend ist, dass wir wieder lernen, uns dem Phänomen unmittelbar auszusetzen. Wir lassen uns von ihm berühren. Und so werden die wabernden Schleier, die schimmernden Tänze eines Nordlichts am nächtlichen Himmel wieder zu etwas Wunderbarem, Magischem. Die Macht der Bilder springt uns unmittelbar an.

 

Bild: Heta Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.