Angesichts all der Aufgeregtheiten unserer Tage ist Gelassenheit zu empfehlen. Gelassenheit schafft…

Eulen gelten als weise. Doch worin liegt die Weisheit der Eulen? Man verweist zur Beantwortung dieser Frage gern auf die Göttin Athene. Athene war die Göttin der Weisheit, die Eule war der Athene heilig. Was aber an der Eule hat sie zum heiligen Tier der Athene gemacht?
Der Ruf der Eule
Der Ruf der Eule ist mal so, mal so.
Einerseits galt sie den alten Griechen als Tier der Weisheit. Dies lag vermutlich daran, dass Athene im wahrsten Wortsinn eine Kopfgeburt des Zeus und Schutzgöttin von Athen war. In Athen gab es damals viele Eulen. Weil dem Kopf des Zeus entsprungen, war Athene auch Göttin der Weisheit. Weil aber Athene auch die Schutzgöttin Athens war, wurde ihr die dort häufige Eule zugeordnet. Die Weisheit der Athene färbte dann wohl auf die Eule ab. Könnte es so gewesen sein?
Bei Aristoteles hatte die Eule einen anderen Ruf. Ihm war sie ein Symbol für mangelnde Erkenntnis. Dies wiederum, weil er irrigerweise annahm, dass Eulen bei Tag blind seien. Der „komische Kauz“, der irgendwie immer daneben liegt und verhaltensauffällig wird, könnte hier seinen Ursprung haben.
Im Aberglauben mancher Völker treffen wir die Eule gar als Unglücks- und Todesvogel an: Wer ihren nächtlichen Ruf hört, wird bald sterben. Anderswo kündigt sie die Geburt eines Kindes an.
Im intellektuellen Aberglauben der Neuzeit steht die Eule für Rationalität. Nun möchte man einwenden, dass auch die reine Rationalität, weil sie weite Bereiche des Geistes ausblendet und nichts als graue Dürre hinterlässt, Tod und Unglück bringt.
Die Weisheit der Eulen pragmatisch betrachtet
Weisheit sollte man nicht mit Weltabgewandtheit oder gar Abgehobenheit verwechseln. Die wahre Stunde der Weisheit schlägt, wenn Geist und Leben im Einklang sich bewegen – wenn also der Geist auch dazu taugt, den Magen zu füllen.
Die Eule sieht nicht nur außergewöhnlich gut, sie hört auch besser als jeder Mensch. Keine Maus entgeht ihr – nicht am Tag, nicht bei Nacht und auch dann nicht, wenn die Maus sich unter einer dicken Schneedecke bewegt. Die Maus macht dabei Geräusche, deren Lautstärke einem leisen Flüstern gleicht – die Eule nimmt es selbst aus einiger Entfernung wahr und steuert ihre Beute treffsicher an. Sie weiß, wo die Maus ist.
Wenn Weisheit von Wissen kommt, kann man der Eule also mit Fug und Recht Weisheit zubilligen. Dass sie dabei sozusagen durch Wände blicken und hören kann, macht sie wiederum ein wenig unheimlich. Und dass sie der Maus Unglück und Tod bringt, dürfte unzweifelhaft sein.
Foto: Lutz Meyer