Und noch einmal Bratkartoffeln

Da habe ich wohl einen Glaubenskrieg angezettelt – Bratkartoffeln sind bitte NUR in Butter oder Margarine zu braten, bekam ich zu hören. Oder im ausgelassenen Speck. Gewiss, beides kann man machen im Zuge der Resteverwertung übrig gebliebener Kartoffeln vom Vortag. Die sind nämlich schon gegart, müssen nicht mehr lange und auch nicht scharf braten, werden dafür meist aber auch nicht richtig knusprig.

Knusprige Bratkartoffeln brauchen Öl

Rohe Kartoffeln hingegen brauchen, wenn sie knusprig gebraten werden sollen, Öl. Öl läasst sich höher erhitzen. Das ist wichtig für das scharfe Anbraten, bei dem die schönsten Röstarmomen sich bilden. Nächster Punkt: Gibt man den Speck zu früh oder gar noch vor den Kartoffelscheiben in die Pfanne, um ihn auszulassen, schrumpelt er zu unansehnlichen Bröckchen oder verkohlt gar. Im Bild sieht man, wie die Speckwürfel beim Servieren aussehen sollten.

Welches Fett?

Und noch etwas bekam ich zu hören: Warum um Himmels Willen Olivenöl statt Rapsöl oder schlichtes Bratöl? Ganz einfach: Weil es mir besser schmeckt. Viel besser sogar. Und noch ein Wort zum Thema Margarine – das geht gar nicht. Margarine ist ein Industriefett auf Basis von Pflanzenfetten, mit hohem technischem Aufwand hergestellt. Anders als den Leuten immer noch eingeredet wird, ist Margarine das Gegenteil von gesund. Mit Margarine mag man Schlittenkufen oder Maschinenteile einfetten oder der ranzigen Vorstadtfrisur Halt geben – ans Essen gehört so etwas jedenfalls nicht. Dann schon lieber gutes Gänse- oder Schweineschmalz oder Butterschmalz.

Das Bratkartoffelverhältnis

Das Bratkartoffelverhältnis bezeichnet übrigens eine Beziehung, bei der ein Mann nur deswegen sich mit einer Frau verbindet, um regelmäßig bestimmte Annehmlichkeiten – wie eben lecker und korrekt zubereitete Bratkartoffeln – zu erlangen. Der Begriff soll in der Nachkriegszeit entstanden sein, wenn Kriegsheimkehrer und Kriegerwitwen sich gelegentlich zu Zweckgemeinschaften verbündeten. Da Liebe aber bekanntlich durch den Magen geht, mag im Fall besonders gut zubereiteter Bratkartoffeln auch mehr daraus geworden sein.

Foto: Lutz Meyer